Von Raphael Guba
Am Lande gibt es eine althergebrachte Tradition, jene des Dawerfens. Niemand weiß genau wie lange sie praktiziert wird, doch spätestens mit der Domestikation des Wildschweins oder der Falbkatze dürfte sie endgültig in den meisten Kulturkreisen ihren Platz gefunden haben. Ähnlich wie alle anderen Übel dieser Welt muss sie jedoch mit der Industrialisierung der Landwirtschaft und dem globalen Kapitalismus ihre bisher bedeutendste und noch immer andauernde Phase erreicht haben.
Mit einem einfachen Beispiel lassen sich die weniger Informierten mit dieser Form der Entledigung im niederbayerischen Kontext vertraut machen. Bekanntlich stellen Bauernhöfe eine wahre Brutstätte für allerlei Ungeziefer, etwa Ratten, Mäuse oder auch Schwalben dar, von welchem sich die Bauersleute zu entledigen versuchen. Hierbei wird gerne auf ein einfaches, aber ebenso effizientes Hilfsmittel, die Katze beziehungsweise eine Scharr Katzen zurückgegriffen. Sie ernähren sich von all den unliebsamen Lebensformen auf dem Hof. Doch bald entspringt aus dem Überangebot an potentieller Nahrung ein weiteres Dilemma – eine Katzenplage. Da man auf einem herkömmlichen landwirtschaftlichen Betrieb (a) kein Geld für Kastrationen ausgeben und (b) keine lästigen Tierschutzorganisationen auf seinem Hof haben möchte, die Missstände im Kuhstall sollen ja tunlichst unbemerkt bleiben, bleiben nur wenige Formen der Entledigung ungewollter Kätzchen. Zu ihnen zählen unteranderem das Dasaufa und vor allem das hier vorgestellte Dawerfa. Nachdem die Jungtiere ausgemacht und einige Zeit von den Kindern des Hofs geliebt worden sind, steht der Tag der Durchführung an. Hierbei steckt der oder die Lanwirt*in die Katzen in einen Sack und wirft diesen kontrolliert und mit aller Kraft gegen harte Gegenstände, etwa die Stallwand oder das Kopfsteinpflaster, unter Umständen auch ohne Sack. Aber auch andere Nutztiere erleiden dieses Schicksal, etwa Ferkel die das Soll der täglichen Zunahme nicht erreichen oder Geflügel, das unter seinem eigenen Gewicht zusammenbricht.
Ohne Zweifel eine fragwürdige Praktik, aber auch kulturelles Erbe. Daher schlage ich eine Art versöhnlichen Deal vor, das Dawerfa in abgewandelter digitaler Form zu bewahren. Denn mit kaum einer anderen Begrifflichkeit kann man das Bedürfnis verbalisieren, einen hoch komplexen Sachverhalt auf pragmatische und unkomplizierte Art und Weise zu lösen. Hierfür nur ein kurzes Gedankenexperiment: Besorgte Bürger verachten Geflüchtete – _________________. Antifaschist*innen verachten diese dafür – Nazis #dawerfa. Alle drei Gruppen sind mit der Regierung unzufrieden – System #dawerfa. Oder und am aller Wichtigsten – ich hasse mein Leben und muss es, wie alle, mit der Welt teilen #dawirf mi. Unglaublich inklusiv und vielseitig anwendbar dieser Begriff, nicht? Also: #dawerfa!
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