Protest im Klimabaumhaus

Gegenüber des Rathauses steht es für das Klima, aber wie lange noch und wie soll es weitergehen?
von René Kleinhenz

In einem sogenannten „Klimabaumhaus“ harren seit dem 24. November mehrere Aktivist:innen aus, um nicht nur auf die Folgen des Klimawandels aufmerksam zu machen, sondern auch um die Stadt zu bewegen, sich mehr für den Umweltschutz einzusetzen.

„Bayreuths Zeit läuft ab!“, „Science not Silence!”, “Klimanotstand jetzt!”

Dies sind nur einige der vielen Sprüche die momentan vor dem Bayreuther Rathaus prangern. Das Ziel der Klimaaktivist:innen, die für die Sprüche verantwortlich sind: Den Stadtrat dazu zu bringen, seine globale Verantwortung in der Klimakrise wahrzunehmen. Das heißt in der Praxis, dass das für Bayreuth berechnete CO2-Budget eingehalten werden soll. Für die Umsetzung dieses Vorhabens hat die Gruppe sogar einen Sechs-Punkte-Plan erstellt. Die Forderungen hier reichen von einem kostenlosen ÖPNV, über die energetische Sanierung aller Altbauten Bayreuths bis hin zur Förderung von Mieter:innenstromprojekten.

Darüber hinaus soll der Blick aber auch auf die Klimagerechtigkeitskrise gelenkt werden. Damit ist gemeint, dass meist die Länder, die den Klimawandel nicht (oder nicht zu einem großen Teil) zu verantworten haben, die Folgen dessen am härtesten zu spüren bekommen. Die Organisation Greenpeace berechnete davon ausgehend, dass es bis zum Jahr 2050 jährlich bis zu 200 Millionen Klimaflüchtlinge, zum Großteil aus Entwicklungsländern, geben wird, welche eigentlich nur einen kleinen Prozentsatz zum menschengemachten Klimawandel beitragen. Im Rahmen dieser Problematik verlangen die jungen Leute die Gründung einer Partnerschaft mit einer vom Klimawandel bereits stark getroffenen Stadt im Ausland. Durch Pressearbeit und Gespräche mit den Menschen auf der Straße konnten schon viele Personen erreicht und nach Angaben der Klimaschützer:innen bereits ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit geschaffen werden.

Des Weiteren haben die Aktivist:innen auch mit Oberbürgermeister Ebersberger und dem Stadtrat geredet, um die Klimakrise eingehend zu erklären und ihre Forderungen darzulegen. Die Stadt hat auf dieses Gespräch hin zwar auch die Dramatik der Lage erkannt und einen „Klimarahmenbeschluss“ getroffen, um die Stadt bis 2040 klimaneutral zu gestalten, jedoch sind in diesem Beschluss keine jährlich überprüfbaren Reduktionspfade oder konkrete Maßnahmen festgehalten. Nach Meinung der Klimaschützer:innen ist die Zielsetzung nicht konkret genug und ohne genauen und überprüfbaren Plan auch nur schwer bis unwahrscheinlich zu erreichen.

Doch auch wenn die Aktivist:innen bereit wären, einen weiteres Gespräch mit der Stadt zu führen, sehen sie darin nicht ihre kontinuierliche Aufgabe. Sie wollen mehrheitlich weiterhin versuchen, Passant:innen für den Dialog zu gewinnen, um sowohl die Aktion selbst, als auch die Forderungen dahinter bekannter zu machen. Ausserdem sollen weitere Aktionen, wie zum Beispiel ein Pop-up Radweg oder ein Klettertraining direkt am Baumhaus, die Forderungen „erlebbar“ machen. Über die sozialen Medien ruft die Gruppe zusätzlich auch zur Teilnahme an Demonstrationen unter der Einhaltung der Hygienemaßnahmen auf.

Leider mussten die Aktivist:innen aber bereits schon unerwünschte Gegenreaktionen ertragen. Neben Beschmierungen ihrer Banner Anfang Januar gab es sogar schon anonyme Briefe mit Mordund Gewaltandrohungen, bezüglich derer die Polizei bereits informiert wurde.

Mit Blick auf die Zukunft zeigen die Aktivist:innen sich jedoch trotz allem zuversichtlich: „Deutschlandweit scheint die Nachhaltigkeitsbewegung wieder stärker zu werden…es ist wahrscheinlich, dass es auch in den nächsten Monaten Aktionen geben wird. Der Protest darf nicht enden, bis Bayreuth klimaneutral ist.“, lautet deshalb die Kampfansage der jungen Leute. Vom Klimabaumhaus selbst werden diese Aktionen allerdings nicht ausgehen. Die Stadt duldet dieses nur noch bis Ende Januar 2022, danach wird es als „Störung der Öffentlichen Ordnung“ erachtet und muss somit höchstwahrscheinlich fürs Erste abgebaut werden.

Rene Kleinhenz
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