Die Universität war bis vor Kurzem komplett verriegelt, mittlerweile haben die Bibliotheken wieder geöffnet. In Anbetracht der anderen Corona-Lockerungen bleibt eine Frage offen: Wie stehen diese im Verhältnis zur Onlinelehre?
Von Amelie Dümler
Restaurants, Shops, Schulen und Bars wieder geöffnet, aber die Uni bleibt wegen Hygieneschutz noch geschlossen! Für diesen Beschluss zeigt jede*r Student*in vollstes Verständnis. Wahrscheinlich war das Sicherheitskonzept der Uni Bayreuth wohl doch nicht so ausgeklügelt, fünf Meter Abstand im Audimax, FFP-Maske und Check-in mit QR-Code- so manche*r Gastronom*in schüttelt wohl den Kopf bei solch leichtsinnigem Reglement. Mit einem (nach jedem Gast!) säuberlich desinfiziertem Kulli ist man ja wohl auf der sichereren Seite. Aber auch außerhalb der Lehrräume lauert Gefahr. Überall herumtigernde Security-Männer und Frauen. Wo ist denn nun bloß der Eingang zur Campusparty?
Wenigstens finde ich den Eingang zum Frischraum, hole mir etwas „to-go“, denn drinnen sitzen ist ja noch nicht erlaubt. „Anscheinend verbreiten sich die Viren hier wohl schneller als in Restaurants und Bars“ schlussfolgere ich und quetsche mich draußen neben fünf weiteren Personen auf eine Treppenstufe. Der Student neben mir blättert, während des Balancierens der Plastikbox auf seinen Beinen, in der Tageszeitung. Beim Umblättern der Seite sticht mir sofort die Schlagzeile „Das Bundesamt für Gesundheit meldet eine drastische Erhöhung der psychischen Erkrankungen bei Schüler*innen*“ ins Auge. Nochmal Glück gehabt, Student*innen sind zum Glück nicht davon betroffen!
Nun wechseln wir den Schauplatz, an dem sowieso mehr Kommiliton*innen anzutreffen sind: der Hofgarten. Umzingelt von herrschaftlichen Gemäuern mag man wohl kaum vermuten, dass hier in den vergangenen Wochen ein Brennpunkt auserkoren wurde: Trinkspieleskorten, dröhnende Musik aus den kleinsten Lautsprechern, Freiwildpinkeln- irgendwie fühlt es sich wie nachmittags auf dem Festivalzeltplatz an. Je tiefer die Sonne, desto höher die Personenanzahl und der Promillewert. Natürlich hält sich noch jede*r an die Beschränkungen. Die zwanzig Personen hinten links bestehen ja offensichtlich nur aus drei Haushalten Auf Streife sorgen die Polizisten an diesem Abend wenigstens für Ordnung: Zwei junge Fahrradfahrer werden angehalten und darauf hingewiesen, dass im Hofgarten ausdrückliches Fahrverbot herrscht. Eingeschüchtert steigen sie von ihren Rädern ab. Erleichtert stelle ich fest, dass die Polizisten danach einen Rückzug machen.
„Irgendwie grotesk“ denke ich mir und nehme erstmal einen Schluck von meinem Getränk. Dem Abend scheint vorerst nun nichts mehr im Wege zu stehen. Zum Glück kann ich morgen um acht die Vorlesung aus dem Bett anschauen!
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