Kostenlose Periodenprodukte in jedem Gebäude des Campus? Dafür setzt sich eine neue Initiative an der Uni ein. Unsere Redakteurin hat mit Vanessa Jüttner, einer der Initiator*innen, über die Motive dahinter und den aktuellen Stand des Vorhabens gesprochen.
von Lena Fiala
Im November letzten Jahres beschloss die schottische Regierung ein Gesetz, demzufolge in jedem öffentlichen Gebäude Tampons, Binden und ähnliche Produkte kostenlos zur Verfügung stehen müssen. Ein Gesetz dieser Art gibt es in Deutschland noch nicht. An der Uni Bayreuth setzt sich aber eine neue Initiative genau dafür ein: „Unser Ziel ist es, in jedem Gebäude der Universität kostenlose Menstruationsartikel für alle Menstruierenden bereitzustellen, das heißt nicht nur auf der Damentoilette. Damit setzen wir uns für mehr Gleichberechtigung und für eine Teilhabe an den universitären Veranstaltungen für alle ein.“, sagt Vanessa Jüttner, die momentan ein Praktikum bei der Stabsabteilung für Chancengleichheit absolviert und vor circa zwei Monaten die Initiative PeriUBT ins Leben gerufen hat.
Zwar gebe es in einigen Gebäuden, wie dem GEO- oder dem RW-Gebäude, schon ein Give-and-Take-System auf den Toiletten. Das heißt, jede*r kann sich dort Hygieneartikel aus einer Box entnehmen und beim nächsten Mal wieder welche hineinlegen. Der Initiative ist es jedoch wichtig, die Produkte flächendeckend anzubieten. Nicht alle Menstruierenden können sich diese leisten, außerdem kommt es vor, dass sie von ihrer Periode überrascht werden. Durch die Bereitstellung von Menstruationsartikeln am Campus könnte so Fehlstunden vorgebeugt, Periodenarmut entgegengewirkt und für ein Gefühl der Sicherheit bei den Menstruierenden gesorgt werden. „Damit tragen wir letztendlich zu mehr Bildungsgerechtigkeit bei.“, so Jüttner. Derzeit treffen sich regelmäßig 7 Mitglieder von PeriUBT, unterstützt werden sie von der Grünen Hochschulgruppe, von Heforshe Bayreuth und vom AK Queer.
Eine Umfrage unter den Studierenden habe gezeigt, dass die Aktion generell befürwortet werde. Im Moment stecke die Hochschulgruppe aber noch in den Kinderschuhen: „Zwar laufen die Gespräche mit den zuständigen Stellen, auch mit der zentralen Technik der Universität haben wir bereits gesprochen und uns passende Spender für die Produkte ausgesucht, die auf den Toiletten angebracht werden könnten. Allerdings muss die Finanzierung noch abgeklärt werden. Die Unterstützung der Hochschulleitung ist momentan noch nicht vollständig gegeben, in der Stabsabteilung und in den Verwaltungen haben wir aber bereits viel Zuspruch erfahren.“, berichtet Jüttner. Auch von den Hochschulgruppen wünsche man sich eine klare Positionierung zu diesem Thema.
Vanessa Jüttner setzt sich auch in einer Feldforschung im Rahmen eines ethnologischen Praxisseminars mit dem Thema Periodenarmut auseinander. Unter anderem mithilfe eines Online-Fragebogens sollen weitergehende Daten gesammelt werden.
Neben der Bereitstellung von Periodenprodukten will PeriUBT auch die Diskussion über das Thema Menstruation am Campus anregen und durch Flyer oder über die gerade entstehenden Social-Media-Kanäle Informationen vermitteln. Demnächst ist ein Workshop mit dem Berliner Verein Social Period e. V. geplant, der obdach- und wohnungslosen Frauen den Zugang zu Menstruationsartikeln vereinfachen möchte.
„Meiner Meinung nach muss auf der gesamtgesellschaftlichen Ebene noch Vieles passieren: Eine offenere Kommunikation über die Regelblutung ist wichtig, um Stigmata und Tabus abzubauen. Nur, wenn wir über dieses Thema sprechen, können wir mehr Akzeptanz für produktive und unproduktive Phasen während des Zyklus von Menstruierenden erreichen. In diesem Sinne kann also jede*r etwas dazu beitragen, die Situation zu verbessern.“ Der Zugang zu kostenlosen Periodenprodukten in allen öffentlichen Gebäuden sei sehr zentral, damit finanziellen und stressbedingten Mehrbelastungen entgegengewirkt werden könne.
Du möchtest bei PeriUBT mitmachen? – Interessierte können sich gerne an PeriUBT@protonmail.com wenden oder bei @PeriUBT auf Instagram vorbeischauen!
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