Hochschulwahl 2021: Grüne stürzen ab, der Rest sammelt die Scherben auf

Fast eine Woche hat es gedauert, aber nun sind sie endlich da: die Ergebnisse der Hochschulwahl 2021. Und sie bedeuten für die Hochschulpolitik ein kleines Erdbeben. Vor allem für die Grüne Hochschulgruppe (GHG) ist das Resultat ein Debakel. Von über 42 stürzt sie auf knapp über 30 Prozent der Stimmen ab – ihr schlechtestes Ergebnis seit 2013. Zwar bleibt die GHG mit Abstand stärkste Kraft. Aber statt mit zehn wird sie nur noch mit sechs Studierenden im neuen StuPa vertreten sein.

Veränderungen bei den Stimmanteilen der sonstigen Abgeordneten. Die Liste ist in diesem Jahr nicht mehr allein angetreten und wurde deshalb ausgelassen.

Profitieren können davon die kleineren Hochschulgruppen. Erste Verfolger der GHG bleiben die Jusos, die ihren Stimmenanteil minimal steigern konnten. Erstmals seit zwei Jahren gewinnen sie wieder ein Mandat im Hochschulrat und stellen damit vier statt drei Abgeordnete im neuen StuPa.

Der Vorsprung der Jusos auf die Ränge drei und vier wird aber immer geringer. Dort liegen weiterhin die Liberale Hochschulgruppe (LHG) und der Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS), der Hochschulableger der Jungen Union. Beide konnten deutlich Stimmen dazugewinnen. Für die LHG macht sich das auch in einem Mandatszuwachs bemerkbar. Während die Jusos in den Hochschulrat zurückkehren, ist die LHG nun wieder im Senat vertreten. Beide Gruppen hatten ihre entsprechenden Mandate 2019 an die Grünen verloren. Rechnet man die zwei sonstigen Abgeordneten dazu, sitzen drei LHG-Abgeordnete im neuen StuPa – eine Verdreifachung gegenüber dem bisherigen Einzelmandat. Der RCDS dagegen darf sich zwar über den höheren Stimmanteil freuen. Aber weil die LHG an ihm vorbeizieht, bleibt er beim Senat außen vor und wie bisher bei zwei sonstigen Abgeordneten.

Damit liegt er nun mandatsmäßig auf Augenhöhe mit Volt. Auch die paneuropäische Gruppe besitzt in Zukunft zwei Sitze statt nur einem, weil sie ihren Stimmanteil von 9 auf 14 Prozent erhöht. Nach ihrem erstmaligen Einzug ins StuPa 2020 ist es der nächste Erfolg für die Hochschulgruppe.

Von 29 Sitzen im neuen StuPa entfallen auf die GHG sechs, auf die Jusos vier, die LHG drei und auf den RCDS sowie Volt jeweils zwei. Die Fachschaften sind automatisch mit zwölf Mandaten vertreten, die von je zwei Personen aus den sechs Fakultäten besetzt werden.

Nicht im neuen StuPa repräsentiert ist dagegen Die Liste.SDS. Die Koalition aus dem Hochschulableger der Spaßvereinigung „Die Partei“ und dem sozialistischem Studierendenbund konnte nicht genug Wählerinnen und Wähler von sich überzeugen. Statt den erreichen 3,7  hätte es knapp 7 Prozentpunkte für ein Mandat gebraucht.

Hoffnung könnte der Gruppe allerdings geben, dass diese Wahl die letzte nach dem aktuellen System war. Im nächsten Jahr werden Senats- und Hochschulrats-Mitglieder vom StuPa selbst gewählt und nicht mehr über separate Listen. Das soll die Wahl vereinfachen und sicherstellen, dass die am stärksten in der Studierendenvertretung engagierten Menschen auch in den höchsten Gremien sitzen. Zusätzlich werden ab 2022 noch zwei Fachschafts-Mitglieder der neuen Fakultät in Kulmbach im StuPa vertreten sein. Zum Ausgleich für beide Entwicklungen wird die Zahl der sonstigen Abgeordneten wohl von 12 auf 20 erhöht. Die dritte Neuerung ist die Einführung eines anderen Sitzzuteilungsverfahrens, das stärkere Gruppen weniger bevorzugt. Insgesamt sollte das für eine deutlich niedrigere Hürde zum Einzug ins Parlament und eine repräsentativere Zusammensetzung des Plenums sorgen. Damit könnte das StuPa in politischer Hinsicht sogar noch diverser werden. Schon das aktuelle Ergebnis bedeutet aber, dass sich für eine Mehrheit in Zukunft mehr Fraktionen zusammentun müssen.

Das vollständige Wahlergebnis findet ihr hier.

Wahlergebnis für den Senat. Grüne, Jusos und Liberale Hochschulgruppe erhalten jeweils einen Sitz. Die Liste.SDS trat hier nicht an. Der Senat ist eine Art „Gemeinderat“ der Uni und entscheidet zum Beispiel in letzter Instanz über alle Prüfungs- und Studienordnungen bzw. generell alle Satzungen.

Wahlergebnis für den Hochschulrat. Grüne und Jusos erhalten jeweils einen Sitz, Die Liste.SDS kandidierte wiederum nicht. Der Hochschulrat fungiert als „Aufsichtsrat“ der Uni und berät über langfristige Entwicklungen. Von den 14 Mitgliedern sind 7 extern und stammen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur.