Das Kaufhaus Regenbogen in Bayreuth ist eine beliebte Einkaufsmöglichkeit bei vielen Studierenden. Aufgrund des Lockdowns in der Coronakrise hat das Sozialkaufhaus allerdings finanzielle Schwierigkeiten. Geschäftsführerin Rita Hagen erzählt von Sorgen und Hoffnungen
Von Lena Fiala
Beim Kaufhaus Regenbogen in der Ottostraße in Bayreuth, bei vielen Studierenden auch bekannt als „Regenbogenkaufhaus“, gibt es Second-Hand-Kleidung und Möbel, aber auch Spielwaren, Stoffe und Geschirr zum kleinen Preis. Deshalb ist es ein beliebtes Geschäft für das 80er-Jahre-Faschingskostüm oder die Retro-Cordhose, die sogar der Studierendengeldbeutel hergibt.
Aber nicht nur das: Der Werkhof Regenbogen e.V. betreibt neben dem Laden in Bayreuth noch drei weitere Standorte in Schwabach, Roth und Pfaffenhofen, die wie eine Art Social Enterprise funktionieren: Menschen können Sachspenden zum Beispiel in Form von Kleidung in einen der grünen Kleidercontainer des Kaufhaus Regenbogen werfen. Diese werden dann sortiert und verkauft – von Mitarbeiter*innen, die oft Langzeitarbeitslose sind und in den ersten Arbeitsmarkt reintegriert werden sollen. Am Ende können die Waren zu günstigen Preisen im Kaufhaus erworben werden, was vor allem für sozial schwächere Familien eine große Hilfe darstellt. Außerdem ist die Wiederverwertung gut für die Umwelt und richtet sich gegen Fast Fashion.
„Uns gibt es jetzt schon seit über 20 Jahren und in dieser Zeit haben wir uns immer selbst durch unsere Einnahmen aus dem Verkauf finanziert. Da wir ein gemeinnütziger Verein sind, haben wir allerdings nur geringe Rücklagen, die wir schon während des ersten Lockdowns einsetzen mussten“, sagt Rita Hagen, Geschäftsführerin des Standorts in Bayreuth. Derzeit seien in der Filiale 25 Mitarbeiter*innen beschäftigt, die bezahlt werden müssten, hinzu kämen monatliche Fixkosten, unter anderem für Fahrzeuge, Versicherungen und Miete. Insgesamt beliefen sich die monatlichen Ausgaben auf 100.000 Euro. Zwar habe man zu Beginn der Coronakrise eine Soforthilfe von 50.000 Euro erhalten, diese sei allerdings bereits aufgebraucht und es sei nicht klar, ob dem Verein weitere Hilfen gewährt würden.
„Unsere Mitarbeiter*innen arbeiten momentan fast alle weiter, da die gespendeten Waren sortiert und im Laden eingeräumt werden müssen“, so Hagen. Bei vielen geht es in Bezug auf den Job um die Existenz. Es wurde ein kleiner Online-Shop auf der Website des Vereins eingerichtet, in dem vor allem Spiele, passend zur Jahreszeit aber auch Schlitten und Schlittschuhe verkauft werden. „Das Angebot wird gut wahrgenommen, allerdings ist der Verkauf über den Online-Shop sehr aufwendig, weil wir jedes Produkt nur ein Mal haben“, meint die Geschäftsführerin.
Deshalb sei der Werkhof Regenbogen für jede Spende dankbar: „Jeder Euro zählt, auch kleine Beträge können gespendet werden. Wir verdienen unser Geld normalerweise auch mit kleinen Geldbeträgen, ein T-Shirt kann hier schon für einen Euro gekauft werden. Daher lohnt sich jede Spende, es geht vor allem um die Überbrückung des Lockdowns, bis wir unseren Verkauf wieder öffnen können.“
Rita Hagen hofft auf eine Perspektive für das Sozialkaufhaus in Bayreuth: „Von der Politik würde ich mir wünschen, dass Nischen wie die der Sozialkaufhäuser in den staatlichen Hilfsmaßnahmen bedacht würden. Es gibt derzeit viele Hilfsmaßnahmen, aber für uns ist da irgendwie kein Platz. Unsere große Hoffnung ist, dass wir im Februar wieder Kunden bedienen dürfen.“
Spenden können über die Plattform betterplace.org oder direkt an das Spendenkonto des Kaufhauses bei der Sparkasse Bayreuth überwiesen werden: IBAN DE53 7735 0110 0020 6636 13 (Verwendungszweck: CORONAHILFE, auf Wunsch auch mit Spendenquittung). Auch Sachspenden sind weiterhin willkommen sowie das Einkaufen im oben erwähnten Online-Shop. Weitere Infos gibt es auf der Facebook-Seite des Werkhof Regenbogen, die regelmäßig aktualisiert wird.
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