Es war ein Kopf-an-Kopf-Rennen – und es ist der Sieg zweier bekannter Gesichter. Im ersten Wahlgang der Kommunalwahl haben Brigitte Merk-Erbe und Thomas Ebersberger die Konkurrenz besiegt und sind in die Stichwahl eingezogen. Die amtierende Oberbürgermeisterin Merk-Erbe von der „Bayreuther Gemeinschaft“ (BG) erreichte dabei laut dem vorläufigen Ergebnis 25,5 Prozent. Das reichte für die zweite Runde, aber auch nur für den zweiten Platz. 26,0 Prozent der Wählerinnen und Wähler gaben Ebersberger von der CSU ihre Stimme. Der aktuelle 2. Bürgermeister verwies damit seine Chefin auf den zweiten Platz. Direkt hinter Merk-Erbe landete Andreas Zippel von der SPD – mit 24,3 Prozent und damit nur 1,2 Prozentpunkten weniger.
Für die OB ist das Ergebnis ernüchternd. Seit 1958 hat ein Amtsinhaber in Bayreuth nie so schlecht abgeschnitten. Sie selbst holte 2012 im ersten Wahlgang 38 Prozent der Stimmen. Bei derselben Wahl erzielte das damalige Stadtoberhaupt Michael Hohl von der CSU 43,6 Prozent. Trotzdem: „Es ist ein Ergebnis, mit dem ich zufrieden sein kann“, sagte Merk-Erbe nach der Wahl im Rathaus. „Ich denke, die Wähler haben mir ihr Vertrauen ausgesprochen“. Die Wahl 2020 sei wegen der „ganz anderen Konstellation“ nicht mit der 2012 zu vergleichen.
Ob Merk-Erbe im zweiten Wahlgang wiedergewählt wird, ist aber höchst ungewiss. Sie wird das am besten wissen. 2012 schaffte es sie schließlich im zweiten Wahlgang selbst, Michael Hohl zu schlagen. Und der hatte, wie schon erwähnt, im ersten Versuch über 43 Prozent geschafft. Wenn sich jetzt die anderen Parteien hinter Ebersberger versammeln, könnte es für Merk-Erbe sehr schwierig werden.
Der CSU-Mann machte das auch gleich deutlich: „Entscheidend ist die Stichwahl“. Auch Ebersberger war mit seinem Ergebnis von 26 Prozent zufrieden. Als OB hätte er im neuen Stadtrat aber weniger Hausmacht. Seine CSU war bei der Stadtratswahl der größte Verlierer und stellt in Zukunft statt 13 Stadträten nur noch neun (Unseren Bericht zum Stadtrat findet ihr hier).
SPD mit gutem Ergebnis, Grüne bleiben zurück
Die SPD mit ihrem jungen Kandidaten Andreas Zippel darf sich dagegen freuen – und muss gleichzeitig wegen des verpassten Einzugs in die Stichwahl trauern. Der 28-jährige Jurist Zippel erhielt bei seiner ersten Kandidatur für ein öffentliches Amt fast ein Viertel der Stimmen. Und war damit nach eigener Aussage „total happy“: „Ich freue mich unglaublich über dieses tolle Ergebnis“. Die mutige Strategie seiner Partei scheint sich ausgezahlt zu haben. Denn ihr OB-Kandidat war mindestens ungewöhnlich: Bei seiner Nominierung gerade 27 Jahre alt, kein Mitglied des Stadtrats und weitgehend unbekannt. Jetzt dürfen sich die Sozialdemokraten bestätigt fühlen. Die 24,3 Prozent von Zippel sind schließlich eine deutliche Verbesserung gegenüber dem letzten Versuch: 2012 erreichte die SPD-Kandidatin Christa Müller-Feuerstein nur 10,3 Prozent. Dass es jetzt knapp nicht für die Stichwahl reichte, ist ärgerlich für die Partei. Andererseits: Kaum jemand hat mit einer solchen Leistung gerechnet.
Die Grünen haben gezeigt, dass sie auch in Bayreuth im Aufwärtstrend sind. 12,5 Prozent der Bürgerinnen und Bürger vertrauten ihrem OB-Kandidat Klaus Wührl-Struller. Das ist eine Verbesserung gegenüber der OB-Wahl 2012, bei der Stefan Schlags für die Partei 7,8 Prozent holte. Wirklich zufrieden werden die Grünen aber kaum sein. Schließich erzielten sie bei der Europawahl im Mai 2019 in Bayreuth noch 23,6 Prozent.
FDP, Junges Bayreuth und Die Unabhängigen mit untergeordneter Rolle
Die Kandidaten von der FDP und den Wählervereinigungen „Die Unabhängigen“ (DU) und „Junges Bayreuth“ (JB) spielten dagegen nur eine untergeordnete Rolle. Erstmals hatten diese Gruppierungen überhaupt einen Bewerber für das OB-Amt ins Rennen geschickt. 2012 war die Wahl noch ein Vierer-Duell zwischen Bayreuther Gemeinschaft, CSU, SPD und Grünen gewesen. Wirklich entscheidend eingreifen konnten die neuen Kräfte aber nicht.
Die FDP zog mit ihrem Bundestagsabgeordneten Thomas Hacker in den Kampf. Auf lokaler Ebene ist Hacker vor allem als Fraktionsvorsitzender der FDP im Stadtrat präsent. Mit 4,3 Prozent konnte er daraus aber nicht wirklich Kapital schlagen.
Das Junge Bayreuth machte im Wahlkampf vor allem auf den Altersschnitt im Stadtrat aufmerksam, der nach Ansicht der Gruppe eindeutig zu hoch liegt. Ihr Kandidat Stefan Schuh war dementsprechend auch nur 35 Jahre alt.
Das reichte aber nicht dafür, der jüngste Kandidat zu sein – das war Andreas Zippel von der SPD. Und es scheint auch die Wählerinnen und Wähler nicht wirklich überzeugt zu haben, von denen 5,2 Prozent Schuh ihre Stimme gaben. Bei der Stadtratswahl 2014 erhielt seine Gruppe noch 6,9 Prozent der gemachten Kreuze.
Auf dem letzten Platz landete Gerd-Dieter Meier von den Unabhängigen. Der Journalist im Ruhestand holte 2,6 Prozent. Damit blieb er unter dem Ergebnis seiner Unabhängigen bei der Stadtratswahl 2014. Das lag damals bei 4,8 Prozent.
Wahlbeteiligung höher
Die Wahlbeteiligung lag insgesamt knapp über 50 Prozent. 2012 waren es 47,6 Prozent.
- Hochschulwahl 2021: Grüne stürzen ab, der Rest sammelt die Scherben auf - 24. Juni 2021
- Kommt jetzt ein „Reförmchen“? - 28. April 2021
- Neue Kanzlerin ist alte Bekannte - 6. April 2021