Wer hat sich nicht schon einmal vorgenommen eine neue Sprache zu lernen oder sein eingerostetes Französisch oder Spanisch aus der Schule aufzufrischen? Die Uni hat ein hervorragendes Angebot, von klassischem Englisch bis hin zu Sprach-Exoten wie Bambara (das hauptsächlich in Mali gesprochen wird). Allerdings braucht man für diese Art von Unterricht vor allem Zeit und Motivation. Für Studierende mit vollem Stundenplan oder die Fauleren – wie mich – ein zum Teil unüberwindbares Hindernis. Zum Glück bietet die moderne Technik Abhilfe.
Gibt man bei Google Play, die Schlagworte „Sprachen lernen“ ein, wird man von App-Angeboten überhäuft. Ich entscheide mich studententypisch für eine kostenlose Version und wage mich auf völlig unbekanntes Terrain: Französisch. In verschiedenen Lektionen, die „freigespielt“ werden müssen, soll ich der Sprache näherkommen. Ich beginne mit der ersten Lektion „Salut!“. Wahlweise wird mir ein Satz auf Deutsch oder Französisch angezeigt. Am unteren Ende des Bildschirms taucht ein Wortsalat der anderen Sprache auf, aus dem ich die richtigen Wörter in der richtigen Reihenfolge auswählen muss. Dieses Prinzip setzt sich in späteren Lektionen fort und wird durch selbstständiges Schreiben von kurzen Sätzen und Hörverstehen bereichert. Letzteres richtet sich wohl an Menschen, die sich gerne mit Computern unterhalten. Die abgehackte Sprechweise der Frau im Telefon macht es mir unmöglich komplexere Sätze zu verstehen. Zum Glück wird nach jedem Fehlversuch die Lösung angezeigt und wenn noch einmal gefragt wird, spreche ich eine auswendig gelernte Antwort ohne Sinn und Verstand in das Smartphone. Wobei die Spracherkennung meine fragwürdigen Versuche, wie ein Franzose zu klingen, akzeptiert, während sich meine Mitmenschen das Lachen kaum verkneifen können. Vielleicht rächt sich gerade meine knausrige Entscheidung ein kostenloses Programm gewählt zu haben.
Es ist aber zu bezweifeln, dass eine App egal welchen Anbieters, wirklich alle Feinheiten und Nuancen einer Sprache korrekt wiedergeben kann. Im analogen Unterricht kann besser auf individuelle Probleme eingegangen werden, vorausgesetzt, man hat einen halbwegs vernünftigen Lehrer. Aber es gibt natürlich auch Vorteile. Ich lerne Vokabeln zu Adjektiven, Tieren und Essen. Wobei man sagen muss, dass ich das auch mit einem Wörterbuch und ein paar Karteikarten geschafft hätte, nur eben nicht so bunt und unaufwendig. Die App schickt mir Push-Benachrichtigungen und erinnert mich immer wieder an mein Ziel und motiviert hierdurch zumindest ein wenig. Auch bei Langeweile im Bus, wird nun, statt Facebook zu checken, Französisch gelernt. Also alles wunderbar? Leider nein. Grammatikalisch begreife ich fast nichts, da es keine Erklärungen gibt. So bringe ich laufend Endungen durcheinander oder vergesse, wann man bestimmte Wörter dazu schreiben muss und wann nicht. Das frustrierte mit der Zeit immer mehr. Ich komme zu dem Schluss: wenn man es ernst meint, sollte man besser einen ordentlichen Sprachkurs besuchen. Sollte ich mich aber einmal nach Frankreich verirren, kann ich wenigstens ein höfliches „Bonjour“ von mir geben.
- Wo man noch richtig Sprachen lernt!? - 11. Juni 2019
- Bayerische Landtagswahlen - 11. Juni 2019
- Die Uni wird grün(er) - 11. Juni 2019