Dozenten und Studierende unterhalten sich über Schwierigkeiten mit der Hochschullehre
Ist der Professor schlecht oder sind die Studierenden zu dumm? Das ist wohl die ewige Streitfrage der Hochschullehre. Beide Seiten können sich vorzüglich über die andere aufregen. Das Fortbildungszentrum Hochschullehre an unserer Universität ist da mittendrin. Für einen Dialog zwischen den Gruppen organisiert es gemeinsam mit dem Studierendenparlament (StuPa) regelmäßig die Veranstaltung „Hochschullehre im Gespräch“. Und in der Campus Kultur Woche war das Thema provokant: „Durchgefallen! Schlechte Lehre?“
Referenten waren gleich zwei Preisträger der Universität für exzellente Wissensvermittlung, nämlich Gerd Fischerauer und Silvan Wagner. Fischerauer ist Professor für Messtechnik, Wagner doziert über mittelalterliche deutsche Texte. Beide wurden vergangenes Jahr für ihre Lehre ausgezeichnet. Dritter Redner war Sebastian Schröter, Sprecher des StuPa für Wissenschaft und Lehre. Vor rund 30 Lehrenden und Studierenden präsentierten alle drei sehr unterschiedliche Standpunkte.
Fischerauer findet, dass Fachhochschule oder normale Schulen nur schlecht auf die Universität vorbereiten. Die abgebenden Institutionen bescheinigten Fähigkeiten, die teils nicht da sein. Und weil die Universität keine Aufnahmetests durchführe, bleibe das unentdeckt. Am Ende gebe es höhere Durchfallquoten.
Silvan Wagner dagegen sieht das Problem bei der Mentalität. Bei den Teilnehmern seiner Kurse gebe es zwei unterschiedliche Haltungen: „Entweder sie werden zu Studenten oder sie bleiben Schüler“. Die „echten“ Studierenden arbeiteten eigenständig, die Schülerhaften behielten eine „Bedienmentalität“. Für dieses Verhalten sieht er einen Grund: die Dozenten selbst. Den Stoff immer einfacher zu vermitteln, sei ein Fehler: „Wir fördern die schülerhafte Haltung“.
Sebastian Schröter dagegen verwies auf unfaire Behandlung: die Niveaus von Lehre und Studium müssten aneinander angepasst werden. Es gebe Fälle, in denen die Vorlesung nicht auf die Prüfung vorbereite. Manche Klausur habe nichts mit der Lehre zu tun.
Drei Referenten, drei Standpunkte. Die anschließende Debatte mit den Zuhörern zeigte, dass die Vielfalt der Ansichten noch viel größer ist. An vier Stationen wurde munter diskutiert. Nur in einem waren sich die meisten einig: es gibt ein Problem. Wo aber der Grund liegt, dazu gab es verschiedenste Erklärungen. Eine Zuhörerin verwies auf den „Spagat“ zwischen Berufsausbildung und der Vorbereitung auf die akademische Forschung. Ein anderer wollte an der Universität wieder mehr Fokus auf Elitenausbildung.
So unterschiedlich die Meinungen der Referenten waren: die Ansichten im Publikum fielen genauso gemischt aus. Als die Zeit nach 45 Minuten ablief, waren die meisten Debatten noch lange nicht zu Ende.
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