Am 23. Juni 2016 stimmten die Briten für einen Austritt aus der EU. Welche persönlichen Auswirkungen spüren junge Briten?
Weiterhin ist unklar, wann, wie und ob der Brexit überhaupt vollständig verzogen wird. Sollte es zu einem harten Brexit kommen wären wir indirekt durch die wirtschaftlichen Folgen betroffen. Direkte Konsequenzen wären nun, dass vor dem nächsten London-Trip erst noch ein Visum beantragt werden muss und dass es für diejenigen die gerne auf der Insel arbeiten würden, deutlich schwieriger werden würde. Die Arbeitnehmerfreizügigkeit für die anderen 27 EU-Länder wird für uns aber weiterhin uneingeschränkt bestehen bleiben. Aber wie sieht es für die junge Generation in Großbritannien aus? Um Antworten auf diese Frage zu finden sandte ich einen Fragebogen an Jack, einen Studenten in seinem Abschlussjahr an der Universität Exeter. Seine Kommilitonen und er haben mit Problemen bei der Jobsuche zu kämpfen. Es mag nicht überraschend sein, dass dies zum Teil damit zusammenhängt, dass abhängig von der Art des Brexits die Arbeitnehmerfreizügigkeit verloren geht und so eine gewisse Unsicherheit entsteht.
Aber Jack betont auch, dass die Jobsuche im Inland herausfordernd ist, da viele Unternehmen die zukünftige wirtschaftliche Situation nicht abschätzen können und somit unklar ist, ob bestimmte Stellen überhaupt nachbesetzt oder neu ausgeschrieben werden können.
Jack würde gerne in der Zwischenzeit zwischen Abschluss und Beginn des Berufslebens reisen, auch hier werden die Planungen für ihn schwieriger, da unklar ist, ob in Zukunft Visa erforderlich sein werden. Je länger der Brexit-Prozess andauert umso mehr bekommt Jack von feindselige Diskussionen über den Brexit mit. Ebenso lässt es ihn eine tiefergehende Spaltung der Gesellschaft in ein pro-und-Contra-Lager spüren. Ein Großteil der Älteren stimmte für den Brexit, wohingegen die jüngeren Wähler pro-EU stimmten. Jack kann hier zwar erkennen, dass die Älteren nur kurzfristig von dieser neuen Situation betroffen sein werden, die junge Generation aber langfristig betroffen ist .
Er betont aber auch, dass es sich bei dem Brexit-Referendum um eine ganz normale Wahl gehandelt hat, bei der jeder Volljährige die Chance gehabt hat, wählen zu gehen und entsprechend jede Stimme gleich viel zählt, unabhängig davon, inwieweit sich dieses auf die persönliche Zukunft auswirkt.
Jack und seine Freunde sehen aber auch eine Teilschuld beim Großteil seiner Generation, der zwar pro-europäisch eingestellt ist, aber von der Abstimmung ferngeblieben ist, im Gegensatz zu den Älteren, welche größtenteils wählen gingen und mehrheitlich für „Leave“ stimmten. Und das obwohl eine Zukunft Großbritanniens in der EU für die jüngere Generation deutlich wichtiger gewesen wäre. Generell wird auch viel über die aktuelle Vorgehensweise von Parlament und Regierung beim Thema Brexit diskutiert. Für die meisten Briten ist das Dilemma offensichtlich, dass ein Großteil der Abgeordneten sich persönlich einen Verbleib des Vereinigten Königreichs in der EU wünscht, aber zeitgleich aufgrund der Ergebnisse des Referendums den EU-Austritt vollziehen muss. Jack kann hierin eine aus seiner Sicht mangelnde professionelle Einstellung der Abgeordneten erkennen und dass die britische Regierung auf diese Art und Weise sowohl in der Bevölkerung, als auch europaweit an Ansehen einbüßt.
Egal ob er mit Brexit-Gegnern oder -Befürwortern spricht, aufgrund der mangelnden Kompromissbereitschaft der aktuellen Regierung erwartet niemand ein positives Erlebnis in Hinsicht auf den Brexit.
An sich sieht Jack, auch wenn er mit dem Ergebnis nicht zufrieden ist, es als positiv an, dass eine so relevante Entscheidung im Rahmen einer Volksabstimmung gefällt wurde. Obwohl Jack mit dem Ergebnis nicht zufrieden ist, sieht er es als positiv an, dass eine so wichtige Entscheidung im Rahmen einer Volksabstimmung gefällt wurde. An sich wünscht sich Jack auch, dass es zu weiteren Abstimmungen kommt. Zuvor sollte man aber über eine sinnvolle Gestaltung dieser nachdenken und die Lehren aus dem Brexit-Referendum in der Hinsicht ziehen und nachdenken, wie man die Ergebnisse aus Volksabstimmungen reibungsloser und effizienter umsetzen kann.
Bildquelle: Kevin Grieve
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