Wahrscheinlich haben Journalisten mit einem größeren Fachwissen euch schon alles gesagt was Ihr zur bayrischen Landtagswahl wissen wolltet. Aber vielleicht seid Ihr auch gerade erst nach Bayreuth gezogen, seid im Ersti-Stress oder habt euch an den vielen großartigen Bieren hier so berauscht, dass alles andere an euch vorbei gegangen ist. Deshalb geben wir euch noch einen kleinen Rück- und Einblick in die bayrische Landespolitik.
Bis zu dieser Landtagswahl war die SPD der traditionelle Herausforderer der CSU. Bis zu dieser Wahl schon (fast) durchgehend Wahlsieger in den größeren Städten, wie München und Nürnberg. Aber eben nur bis zu dieser Wahl. Die Grünen legten ein für bayrische Verhältnisse unglaubliches Ergebnis (17,6 %) hin und stellten die SPD (9,7 %) weit in den Schatten. Ein Ergebnis, dass sich schon vor der Wahl abzeichnete. Zum TV Duell der Spitzenkandidaten durfte sich der Grüne Hartmann mit dem amtierenden Ministerpräsidenten Söder (CSU, 37,2 %) messen, während sich die SPD Kandidatin Kohnen im „Fünfkampf“ mit den Freien Wählern (11,6 %), der AfD (10,2 %), der FDP (5,1 %) und der Linken (3,2 %) beweisen durfte.
Das soll aber nicht heißen, dass die Grünen vorher keine Rolle im größten Flächenland Deutschlands gespielt haben. Bisher immer um die 7 % herum, brachten diese zum Beispiel Themen zur Landschaftserhaltung der Wälder und der Alpenregion und ein klares Nein zur dritten Startbahn am Münchner Flughafen in die Diskussionen ein. Auch in sozialen Themen, wie dem Wohnungsbau in den Metropolregionen leisteten die Grünen bis jetzt solide Oppositionsarbeit und treten vielleicht jetzt aus dem Schatten der stark geschwächten SPD, die bis zur Wahl tonangebend war.
Ein Kuriosum mag dem Zugezogenen aufgefallen sein und auch zu Stirnrunzeln geführt haben: „Wer sind denn diese Freien Wähler?“ Zwar gibt es die FW bundesweit, allerdings sind sie nur in Bayern derart erfolgreich. Ihr ursprüngliches Konzept war es als unabhängige Einzelpersonen in kommunalen Wahlen in einer Wählergruppe anzutreten, umso erfolgreicher zu agieren. In der Landespolitik gibt es die FW aber erst 1997 und aufgrund keines Fraktionszwanges innerhalb der Partei auch kein geschlossenes Abstimmungsverhalten.
Letzter Punkt könnte von großer Bedeutung für die geschwächte CSU sein. Mit absoluter Mehrheit zu regieren ist zur Gewohnheit für die bayrische Überpartei geworden. In der Vergangenheit griff man zur Not auch auf die FDP zurück, welche sich aber nun selbst mit Mühe und Not in den Landtag retten konnte und als Mehrheitsbeschaffer nicht mehr taugt. Die Freien Wähler sind also ein ganz neuer Partner für die Konservativen. Eine äußerst prekäre Lage für einen Ministerpräsident der die schlechtesten Beliebtheitswerte in der ganzen Republik einfährt. Aber zumindest hat Markus Söder ein bayrisches Raumfahrtprogramm „Bavaria One“ ins Leben gerufen. Wenn es eben auf der Erde nicht klappt, greift man eben nach den Sternen oder so ähnlich.
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