Machen Laptops in der Vorlesung dumm?

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Wie digitale Medien unser Lernen verändern

Computernutzung und digitale Medien führen zu einer verringerten Leistungsfähigkeit unseres Gehirns. Diese Ansicht vertritt der Psychiater und Neurowissenschaftler Manfred Spitzer. Wenn es nach ihm ginge, sollten sämtliche Computer aus Klassenzimmern, Hörsälen und Seminarräumen verbannt werden. Vor allem Internetnutzung und Soziale Medien sollen dazu führen, dass ein Großteil unseres Denkens ausgelagert und unser Gehirn nicht mehr ausreichend gefordert wird. Das scheint plausibel: Eine schnelle Googlesuche spart Zeit, um die richtige Lösung zu finden, aber selbst nachgedacht hat man über das Problem wahrscheinlich nicht. Bei Menschen, die täglich Computer und Internet nutzen, sterben Spitzer zufolge mit der Zeit Nervenzellen ab. Konzentrationsstörungen, Schlafprobleme und schließlich der Verlust der eigenen Denkfähigkeit sollen die Folge sein. Computer bezeichnet Spitzer daher als „Lernverhinderungsmaschinen“. Allerdings werden seine Thesen und Studien von vielen anderen Wissenschaftlern kritisiert, die eine solche Kausalität nicht festgestellt haben. Weitere Analysen widersprechen den Ergebnissen von Manfred Spitzer sogar und konnten keine negativen Effekte durch die Verwendung digitaler Medien auf den Lernprozess belegen.

Erwiesen ist, dass Lernen Anstrengung und Arbeit bedeutet. Sich passiv berieseln zu lassen führt zu keinem Erfolg. Das gilt aber allgemein und beschränkt sich nicht nur auf die digitale Welt. Wer in der Vorlesung das Denken gänzlich dem Dozenten überlässt, muss sich nicht wundern, wenn am Ende nur wenig Wissen hängen bleibt. So gesehen können digitale Medien sogar Vorteile für das Lernen haben: Sie bieten Abwechslung, bessere Visualisierung durch Programme zur Erstellung von Notizen, Animationen und Schemata oder Möglichkeiten zum schnelleren Austausch mit anderen.

Für viel Diskussion sorgt zudem die Frage, ob sich das Schreiben auf dem Computer anders auf den Lernprozess auswirkt als per Hand. Für eine Studie wurden dazu Studenten der Princeton University in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe machte während der Vorlesung handschriftlich Notizen, die andere nutzte Laptop oder Tablet. Die Gruppe, die per Hand geschrieben hatte, schnitt im anschließenden Test signifikant besser ab. Die Erklärung dazu lautet: Schreiben erfordert kontrollierte, präzise Handbewegungen. Diese fordern nicht nur das visuelle, sondern vor allem das motorische Systems des Gehirns. Die Informationen werden so stärker verarbeitet als beim Tippen. Die Schreibbewegungen ergeben eine Art Erinnerungsspur.

Dabei sollte aber nicht außer Acht gelassen werden, dass Lernen ein sehr individueller Prozess ist. Es gibt viele verschiedene Lerntypen und nicht alle Methoden eigenen sich gleichermaßen für jedes Fach.

Für motorische oder haptische Lerntypen kann es effektiver sein, handschriftliche Notizen zu machen. Tippen kann das Lernen für sie unnötig erschweren. Wenn man aber mit einem Laptop besser schreiben kann als per Hand, muss man sein System nicht wegen einer Studie umstellen. Die eigene Lernstrategie zu hinterfragen und neue Techniken – egal ob digital oder analog – auszuprobieren, kann dennoch keinen Schaden bringen.