Immer mehr Unternehmen setzen auf gute Unternehmenskultur statt Gewinnmaximierung. Der Falter stellt vor:
Premium
Premium ist eine kleine Getränkemarke ohne Büro, die – als Kollektiv organisiert – Cola, Mate, Bier und andere Erfrischungsgetränke herstellt. Ihr Leitsatz lautet: „Premium will ein faires,
ökologisches und sozial tragfähiges Wirtschaftsmodell in hoher Qualität vorleben und verbreiten.“ Das Projekt wird hauptsächlich per E-Mail nach dem Prinzip der Konsensdemokratie gesteuert. Es existiert kein Premium-Büro, alle Beteiligten arbeiten, wo sie wollen und tauschen sich nur über Internet und Telefon aus. Produktion, Logistik und Handel erledigen jeweils selbständige Profis als regelmäßige Auftragnehmer, die gleichberechtigt mitentscheiden können.
Premium Cola hat einen intensiven Geschmack und einen hohen Koffeinanteil – knapp sechsmal so viel wie in einer handelsüblichen Cola. Gewinnstreben lehnt das Kollektiv ab. Stattdessen ist ihnen wichtig, dass Spediteure Fahrern genug Ruhepausen gewähren oder dass Flaschensortierer auf dem Leerguthof genügend Lohn bekommen.
Upstalsboom
Upstalsboom ist eine mittelständische Hotelkette an Nord- und Ostsee mit Sitz in Emden. Nach einer im Jahr 2010 durchgeführten Mitgliederbefragung stand fest: Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren unzufrieden mit ihren Arbeitsbedingungen und ihrem Chef Bodo Janssen. Dieser nahm sich die Kritik zu Herzen und suchte in einem Benediktinerkloster nach einer neuen Kultur für sein Unternehmen. Heute orientiert es sich an Leitsätzen wie „Wertschöpfung durch Wertschätzung“, „Führung ist Dienstleistung, kein Privileg“. Upstalsboom unterstützt verschiedene soziale Projekte, unter anderem den Bau von Schulen in Ruanda. Mitarbeiter können frei eigene Projekte verwirklichen, wie z.B. den Aufstieg des Kilimandscharo mit Auszubildenden. Jeder Interessent kann „Corporate Happiness“-Beauftragter werden. Die Idee hinter diesem Führungsansatz ist, dass glückliche Menschen auch gerne mehr leisten. Upstalsboom verdoppelte seinen Umsatz zwischen 2009 und 2013 auf 42 Millionen Euro. Die Hälfte dieses Umsatzwachstums führt Janssen unmittelbar auf die neue Unternehmenskultur zurück.
Tandemploy
Das Startup Tandemploy möchte das Job-Sharing-Modell in der Arbeitswelt verbreiten. Auf der Plattform des Startups suchen Menschen nach Partnern, mit denen sie sich gemeinsam auf eine Stelle bewerben können. Sie wollen einen pragmatischen und konkreten Beitrag dazu leisten, dass unsere Arbeitswelt ein flexiblerer und damit lebensfreundlicherer Ort wird. Auch die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von tandemploy selbst arbeiten in ihrem Berliner Büro nach ihrem Motto der Flexibilität: „Aktuell haben wir 3 Jobsharing-Tandems, 4 Projektteams, 3 Freelancer und 5 Kollegen mit einer 4-Tage-Woche. Zuletzt haben wir an unserem Berliner Standort die bayerischen Feiertage eingeführt“.
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