Wie eine Vorlesung im Ausland Daniel zu einem neuen Projekt brachte
von Nele Spandick
Daniel (P&E) war im Herbst 2015 im Auslandssemester an der Harvard University in den USA. Ich habe mit ihm über seine Erfahrungen dort und eine konkrete Projektidee, die daraus entstanden ist, gesprochen.
Was hast du dir von deinem Auslandsemester erwartet?
Ich war neugierig, mal aus dem gewohnten Bayreuther Umfeld herauszukommen. Bayreuth ist ja eher ein kleines, gemütliches Nest ist und da fand ich die Vorstellung spannend, mal woanders zu studieren und zu sehen, wie das da ist.
Hat sich diese Erwartung erfüllt?
Definitiv. Natürlich geht man davon aus, dass man neue Dinge kennenlernt, aber das war wirklich stärker als erwartet. Meine Zeit in den USA hat meine Sicht auf manche Fragen tatsächlich geändert oder mir zumindest ziemlich nachdrücklich eine andere Perspektive darauf vermittelt.
Eine dieser Erfahrungen war auch eine Vorlesung, oder?
Genau! Ich habe dort die Vorlesung von Michael Sandel, einem prominenten Philosophen, besucht. Er hat dafür ein ziemlich cooles Format entwickelt. Die Vorlesung ist sehr interaktiv und er schafft es, einen einfachen und guten Zugang zu philosophischen Fragen zu schaffen, an die sich viele Leute sonst nicht trauen.
Dieses Format hast du nun nach Bayreuth geholt. Wie kamst du darauf?
So wie viele andere hatte ich in den letzten Jahren das Gefühl, dass sich verschiedene Lebenswelten in Deutschland immer weiter voneinander entfernen. Mein Eindruck in den USA war dann, dass diese Entwicklung dort noch stärker vorangeschritten ist. Da kam mir der Gedanke, dass dieses Format eine gute Möglichkeit für die Gesellschaft ist, wieder in den Dialog zu treten. Der Vorteil ist, dass es nicht um hochaktuelle, tagespolitische Themen geht, bei denen die Debatte schnell sehr emotional wird. Es geht um viel Grundlegenderes: „Was ist Gerechtigkeit?“ oder „Wie wichtig ist uns unsere Freiheit?“ Diese Loslösung von der Hektik im politischen Tagesgeschäft ermöglicht, dass sich Menschen auch konstruktiv und respektvoll austauschen können, die sich politisch nicht mehr viel zu sagen haben.
Wie hat deine Umsetzung in Bayreuth funktioniert?
Es gab drei Veranstaltung mit der Überschrift „Wie wollen wir leben?“ und an den unterschiedlichen Abenden ging es dann um moralischen Handeln, Verteilungsgerechtigkeit und Markt und Moral. Die Veranstaltung fand im Evangelischen Bildungswerk, also sehr zentral, statt. Auch die Werbung war eher auf die Stadt konzentriert als auf die Uni. Und tatsächlich kamen eher ältere Leute und nicht nur andere Studierende. Im Schnitt waren immer so um die 20 Personen da, wodurch eine familiäre Stimmung herrschte und echt sehr offen diskutiert wurde. Die Menschen hatten ein Bedürfnis, sich über diese großen, grundlegenden Fragen mit anderen auszutauschen. Ich bin also sehr zufrieden damit, wie es gelaufen ist!
Gibt es schon Zukunftspläne für die Veranstaltungsreihe?
Da ich im Sommer mein Studium abschließe, kann ich die Reihe nicht weiterführen. Dem Evangelischen Bildungswerk haben die Veranstaltungen aber wirklich gut gefallen und wenn jemand Lust hat, das weiterzuführen, kann der- oder diejenige sich sehr gerne dort melden. Es besteht auf jeden Fall Interesse. (Die E-Mail-Adresse von Daniels Kontaktperson Jutta Geyrhalter findet ihr unten.)
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