von Patricia Bischof
Vielen Spaniern ist er ein Dorn im Auge, einige Deutsche würden nicht mal für Geld einen Fuß in seine Nähe setzen. Andere nehmen sich extra Urlaub, um ihn einmal im Leben erleben zu dürfen: Den berühmten Ballermann auf Mallorca. Für manche das 17. Bundesland Deutschlands. Wir stellen euch den Partystrand auf Mallorca vor und versuchen zu verstehen, weshalb er auf Millionen Deutsche jährlich eine solche Anziehung ausübt.
Seinen Ursprung hat der Ballermann in Karlsruhe. Im Jahre 1960 war er eine Imbissbude mit dem Namen „Ballermann 1“ und wurde als „Ballermann 6“ Mitte der 1970er nach Mallorca exportiert. Da Anfang der 1980er Flugreisen immer günstiger wurden, erlebte der Ballermann auf Mallorca einen Durchbruch. Auf einer Strecke von vier Kilometern stehen an der Platja de Palma 15 fast baugleiche Strandlokale, die mit der Bezeichnung „balneario 1-15“ durchnummeriert sind – eines davon eben „balneario 6“ (=Ballermann 6). Hinter der Strandpromenade finden sich zahlreiche Hotels, Restaurants und Diskotheken, die mit unterschiedlichen Angeboten und Aktionen um die Gunst der Urlauber werben. Das Wort Ballermann selbst hängt mit der Formulierung „Ballern“ zusammen, was für das Trinken großer Mengen Alkohol steht.
Der Ballermann hat sein Image weg. Wer „Ballermann“ hört, denkt an grölende Frauen und Männer, die leichtbekleidet Sangria mit langen Strohhalmen aus Eimern trinken, sonnenverbrannte Abiturienten, die als Alkoholleichen zwischen den Sonnenstühlen am Strand liegen und junge Urlauber mit Shirts wie „Ich bin nur zum Saufen hier!“, auf der Suche nach dem schnellen und einfachen sexuellen Abenteuer sind. Doch im Mai 2014 wurde dem wilden Treiben ein erstes reges Ende gesetzt. Viele Anwohner hatten genug von Erbrochenem am Strand und Musik aus Ghettoblastern und wandten sich an die Behörden. „Eimer-Saufen“ am Strand gehört seit dem der Vergangenheit an – mit unterschiedlichen Benimmregeln soll es sauberer und gesitteter am Ballermann zu gehen.
Als Stars des Ballermanns gelten u.a. Mickie Krause, Michael Wendler aber auch der „König von Mallorca“ Jürgen Drews. Pflicht für jeden „echten“ Mallorca-Party-Urlauber ist es natürlich, die Texte zu den Ballermann-Hits wie „Schatzi, schenk mir ein Foto“, „Biste braun, kriegste Fraun“ und „Dicke Titten Kartoffelsalat“ mitsingen, bzw. -grölen zu können. Wer jetzt auch Lust auf Saufen bis zum Umfallen bekommen hat, sollte seinen Flug am besten gleich buchen. Volles Haus am Ballermann ist laut einer Ballermann-Homepage von Mitte Juni bis Ende August. Das Publikum soll zu dieser Zeit recht jung, aber „umso wilder“ sein. Den Männern sei gesagt, dass die Frauen-Männer-Quote zu dieser Zeit recht ausgeglichen sein soll.
Seit Juli 2017 hat Palma einen neuen Bürgermeister: Antoni Noguera. Er hat die negativen Schlagzeilen gründlich satt und bezeichnet die sturzbetrunkenen Unruhestifter als „Abschaum“. Fraglich also, wie lange das hemmungslose Treiben der Sauftouristen an der Platja de Palma noch weitergehen wird. Bleibt noch zu erwähnen, dass Mallorca abseits vom Ballermann viele wunderschöne Ecken mit beeindruckenden Kathedralen und kleinen Gässchen hat, die es zu entdecken gilt.
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