Vor allem Ende 2016 wurden die Negativstimmen laut: Trump, Brexit, Klimawandel, Populismus, Syrienkrieg, Terrorismus – die Welt ist schlecht, wir können nichts daran ändern. Viele resignierten, einige meiner Freunde verkündeten: „Ich mache Nachrichtenfasten, ich kann nicht jeden Tag von neuem Leid hören.“ Die Zukunft sieht nicht rosiger aus.
Moment! Haben wir nicht gerade noch mit Regenbogenflaggen in der Hand die Ehe für alle gefeiert? Ist nicht gerade erst ein Pro-Europäer französischer Präsident geworden? Und mal ehrlich: Ist die AfD wirklich eine Gefahr für unsere Demokratie? Beeindruckend wird es, wenn wir globale Langzeitentwicklungen betrachten: Die Zahl der Menschen in absoluter Armut lag 2013 unter 11 Prozent – 1981 waren es noch 44 Prozent. Seit 1970 ist die Zahl der Toten durch Naturkatastrophen auf weniger als die Hälfte gesunken. Ist die Welt wirklich so schlecht dran?
Ich weiß, die oben genannten Probleme verschwinden nicht, wenn stattdessen andere, schöne Geschichten erzählt werden. Ich weiß aber auch, dass wir die Welt nicht (weiterhin) verbessern können, wenn wir den Kopf in den Sand stecken. Aber es gibt Lösungen. Und um die zu finden, müssen wir anders mit Problemen umgehen. Journalist*innen müssen kurzfristige Meldungen in langfristige Entwicklungen einbetten. Ich möchte erfahren, was für Auswirkungen eine Nachricht auf die Zukunft hat und was ich dagegen tun kann, wenn diese mir nicht gefallen. Und ich möchte nicht, dass jede Stunde mein Handy für eine Meldung brummt, die mir gar nicht so eilig zu sein scheint.
Ich bin nicht die Einzige, der es so geht: Basierend auf psychologischen Erkenntnissen versuchen Journalist*innen weltweit, die Berichterstattung lösungsorientiert zu gestalten. Sie nennen das konstruktiven Journalismus. Und diese Form von Journalismus findet auch in Deutschland immer mehr Fans. Einige Lesetipps: das utopische Politmagazin Kater Demos, das lösungsorientierte Online-Medium Perspective Daily, der konkrete Newsletter von Good Impact oder natürlich den Falter, der sich auch immer wieder an konstruktiver Berichterstattung versucht. Und nach der Lektüre packen wir es gemeinsam an und arbeiten an einer noch besseren Welt.
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