von Titus Blome
Liberale sind smart. Sie wissen das und jeder andere weiß es auch irgendwie, denn die reden doch immer so smart. Aber tun die auch was damit? Nach dem Rekordergebnis bei der Bundestagswahl 2009 mit 14,6% nimmt die smarte FDP das Vertrauen ihrer Wähler, verbrennt es unter der Brücke, um dann selbst hinunterzuspringen. 2013 verfehlten sie dann die 5%-Hürde und verkrochen sich. Doch die smarten Liberalen wären ja nicht wirklich smart, würden sie kein Comeback starten. Ein Mann tritt nach vorne, Christian Lindner, jung und eloquent (und smart) und dreht das Ding.
Sämtliche Hindernisse mit Bravour gemeistert, die freidemokratische Ein-Mann-Show steppt schneller als alle anderen auf dem politischen Parkett. Doch jetzt steht sie wieder vor dem Angstgegner der smarten Liberalen: dem Gewinnen. Die FDP schafft es laut Umfragen auf 7-10 % bei der Wahl im Herbst. Jamaika-Koalition oder sogar Schwarz-Gelb sind fast greifbar!
„Ein Träumchen“ würde man sich denken… aber nein. Christian Lindner hat das schönste Mädchen der Schule zum Abschlussball gebeten. Ganz im Geiste von „Why not, könnte ja amazing werden.“ Doch jetzt wirkt es fast so als würde sie „Ja“ sagen und Lindner bemerkt plötzlich, dass er weder tanzen noch eine Fliege binden kann. Eine Regierungsbildung mit der FDP kann der CDU nicht zu attraktiv erscheinen, wenn man sich die gesammelte politische Erfahrung der Gelben ansieht. Hier einer mit vier Jahren Opposition in einem kleinen Landtag, dort jemand mit ein wenig Erfahrung als Abgeordneter. Für die alteingesessene CDU ist das gleichbedeutend mit einem Praktikum in der örtlichen liberalen Hochschulgruppe.
Lindner hat es auf einzigartige Weise geschafft, den Freidemokraten Relevanz zu verleihen. Quasi im Alleingang hat er Präsenz geschaffen, Idee nach Idee nach außen getragen und seine Partei wahrscheinlich in die Regierung bugsiert. Davor kann man nur den Hut ziehen. Doch nach Westerwelle 2009 ist nun für Lindner das Regieren zur Feuerprobe geworden. Erfahrene Leute müssen her und zwar schnell. Denn wer sich mit Mutti in den Ring begibt, kann noch so smart sein, der muss auch präsentieren können.
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