Nachbericht „In 80 Tagen um die Welt“

Von der Kunst, 1920 Stunden auf 120 Minuten zu kürzen

von Lisa Nguyen

„Die Erde wird immer kleiner!“. Mit dieser Behauptung beginnt eine der berühmtesten Abenteuergeschichten der Literatur: Phileas Fogg (Frank Ammon) akzeptiert in dem Londoner Reform Club die Wette, dass er innerhalb von 80 Tagen eine ganze Weltumrundung schaffen kann. Mit einem minutiös ausgeklügelten Zeitplan und seinem Diener Jean Passepartout (Jürgen Fickentscher) folgt dann eine Reise voller Überraschungen, sei es ein Elefantenritt durch den indischen Dschungel, ein Zirkus mit Feuerspuckern und Schwertschluckern in Yokohama oder ein Angriff der Sioux in Nordamerika. Stets begleitet wird er dabei von Detektiv Fix (Oliver Fepp), der Fogg aufgrund seiner überstürzten Abreise, eines Bankraubes verdächtigt.

Jules Vernes berühmter Abenteueroman aus dem Jahr 1872 stellt für viele Regisseure eine Herausforderung dar: Wie schafft man es, eine imposante Abenteuerreise von 1.920 Stunden auf 120 Minuten runter zu brechen? Die Antwort der Bayreuther Studiobühne: Mit 13 Darstellern, gefühlt 100 Rollen, genau 81 Kostümen und unzähligen Bühnenrequisiten.

Besonders hervorzuheben ist das gut durchdachte und aufwendige Bühnenbild, erstellt von Ruth Pulgram.  Da die Szenen oft wechseln, wurde für eine einzelne Szene meistens nur eine Requisite verwendet. Lebendigkeit erhielt das Bühnenbild zusätzlich mit begleitenden Soundeffekten und dem Schauspiel der Darsteller. Mit jeder neuen Szene und Requisite kam ein Lachen oder Beifall aus dem Publikum, sei es eine kleine Lokomotive aus Pappe, eine Elefant-Holzkonstruktion mit zwei integrierten Schaukeln oder die Nüstern eines Lamas.

Neben dem aufwendigen Bühnenbild ist der Wechsel der etlichen Kostüme besonders beeindruckend. Falsche Schnurrbärte, Saris, Uniformen – genau 81 Kostüme wurden für die Theaterproduktion verwendet. Somit ist „In 80 Tagen um die Welt“, was die Kostüme betrifft, die bislang aufwendigste Produktion der Studiobühne, so der Regisseur Dominik Klein.

Man kann vom Theaterstück besonders viele Slapstick- und Komikelemente erwarten. Tragend dafür war besonders Jean Passepartout, der mit seiner lebhaften und charmanten Art das Publikum um den Finger gewickelt hat. Die Darstellung der Einheimischen aus verschiedenen Ländern hingegen war an manchen Stellen klischeehaft und übertrieben, sodass man nicht wusste, in welche Richtung man seine Mundwinkel verziehen sollte.

Natürlich ist das Ende der Geschichte fast allen bekannt. Viele Male wurde die Geschichte als Film, Serie, Musical und Hörspiel adaptiert. Dass aber „In 80 Tagen um die Welt“ an der Eremitage aufgeführt wird, verleiht dem Theaterbesuch ein besonderes Gefühl. Am Eingang stehen die Darsteller in ihren Kostümen und verkaufen das Programm. Das Römische Theater wird durch die zahlreichen Requisiten, den Licht- und Soundeffekten zum Leben erweckt.

Während des Theaterstückes geht die Sonne unter, man hört Blätterrascheln, Vogelzwitschern und man wird von gefühlt 20 Mücken gefressen (Was Langärmeliges mitnehmen!). Und falls jemand noch wegen des Regens Bedenken hat – die Sitzreihen sind überdacht. „In 80 Tagen um die Welt“ wird im Römischen Theater an der Eremitage bis Ende Juli aufgeführt.